Statement des NMV-Präsidenten zur aktuellen Lage, 09.05.2020

Kai Widhalm (kaiwidhalm) on 09.05.2020

, zuletzt modifiziert von Gaby am 11.03.2021 um 12:29

Der Frust nimmt zu! Nachdem vor rund acht Wochen die musikalischen Aktivitäten wegen COVID-19 und den damit verbundenen Verfügungen komplett eingestellt werden mussten, ruhen viele Instrumente und damit auch die persönlichen sozialen Kontakte...

Probenbetrieb – Vorsichtig bleiben und keine Risiken eingehen


Statement des Präsidenten Ralf Drossner zur aktuellen Situation vom 9. Mai 2020     


Der Frust nimmt zu! Nachdem vor rund acht Wochen die musikalischen Aktivitäten wegen COVID-19 und den damit verbundenen Verfügungen komplett eingestellt werden mussten, ruhen viele Instrumente und damit auch die persönlichen sozialen Kontakte, die sonst mindestens einmal die Woche in der Probe stattfanden. Täglich erreichen uns Nachfragen, ob man nicht doch schon wieder – zumindest open-air – und mit dem Gebot der Einhaltung der Sicherheitsabstände und der Hygienevorschriften, wieder starten kann. Es tut mir persönlich in der Seele weh, wenn ich dann immer wieder antworten muss: Solange die Kontaktbeschränkungen und Verfügungen gelten – nein! 


Verschlimmert hat sich die Situation mit den Lockerungen, die seit KW18 gelten, als Menschen wieder in die Innenstädte durften und die ersten Ladengeschäfte bis 800 qm wieder öffneten. Durch die Aussage des Robert-Koch-Institutes vom 28. April, dass beim Singen besonders viel Viren verteilt werden, wurde das Spielen von Blasinstrumenten in dieselbe Schublade gepackt und sogar noch verstärkt, weil durch auch von dem Wasser, das man aus dem Instrument lässt, weitere Gefahren ausgehen könnten. Im Internet und in den sozialen Netzwerken kursierten dann Videos, unter anderem von Musikprofessor Matthias Bertsch aus Wien „Sind Blasinstrumente Virenschleudern?“, die – wie er selbst auf Nachfrage in einer Stellungnahme beschreibt, keinen virologischen Beweis dafür erbringen, ob das Virus übertragen werden kann oder nicht. Natürlich möchte er sich als seriöser Musikwissenschaftler nicht über die Meinung der Virologen stellen, sondern mit seinem Experiment nur darauf hinweisen, dass die Lust aus dem Instrument nicht so austritt wie es viele vielleicht vermuten. Mittlerweile beschäftigen sich einige Forschungsinstitute und Universitäten intensiv mit dem Thema, über die aktuellen Studien an der Uni Freiburg haben die Landesmusikdirektoren bereits berichtet, es gibt aber jetzt noch weitere interessante aktuelle Studien, beispielsweise die der Bundeswehr-Universität München „Musizieren während der Pandemie – was rät die Wissenschaft“ (Link einbauen: https://www.unibw.de/lrt7/musizieren-waehrend-der-pandemie), die gerade gestern aktualisiert wurde.


Häufig kommt auch die Frage auf, was wir als NMV denn für unsere Mitgliedsvereine unternehmen. Die Antwort lautet: Eine ganze Menge. Ich denke, es hat noch nie so viel Kommunikation in unserem Verband gegeben wie aktuell, sowohl per Videokonferenz, Telefon, E-Mail, WhatsApp, Facebook. Neben der Sorge, wann es, nachdem die Sommerveranstaltungen mittlerweile fast alle abgesagt wurden, zumindest mit dem Probenbetrieb wieder weitergehen kann, bewegt wahrscheinlich alle Musikvereine. Aber es gibt für viele Vereine auch noch eine weitere Sorge, ob sie durch die finanziellen Ausfälle ihre Dirigenten und Übungsleiter zukünftig weiter bezahlen können. Darüber hinaus haben einige Vereine auch eigene Liegenschaften wie Vereinsheime, für die ebenfalls Kosten entstehen, die normalerweise durch den Sommer-Spielbetrieb finanziert werden. Die schon seit langem angekündigten Hilfsfonds (die 2. Säule) sind in Niedersachsen aktuell immer noch nicht freigegeben, was Niemand mehr so richtig nachvollziehen und verstehen kann. 
Die für uns zuständige Institution, die die Kontakte zu den Ministerien hält, ist der Landesmusikrat in Hannover, in dem unser kommissarischer Vizepräsident Frank Schmitz ebenfalls als Vizepräsident aktiv tätig ist. Gemeinsam mit dem Präsidiumsteam um Johannes Münter werden dort Konzepte für die Ministerien vorbereitet und verhandelt. Die Wünsche und Bedürfnisse des NMV sowie der anderen Chor- und Instrumental-Laienverbände tragen wir dort alle entsprechend vor, was in der momentanen Situation natürlich mit entsprechendem Nachdruck betrieben wird. 
Meine letzte offizielle Anfrage an den Präsidenten des Landesmusikrates Johannes Münter mit konkreten Fragen zu den Hilfsfonds und dem Probenbetrieb ist vom 5. Mai 2020, Antworten stehen aber leider noch aus und werden euch natürlich umgehend zugänglich gemacht, sobald sie vorliegen.
Aber auch auf anderen Ebenen sind wir aktiv:  
•    Nachdem der Stufenplan am 4. Mai veröffentlicht wurde, waren wir natürlich sehr verärgert und verwundert, dass der Bereich Kultur sich überhaupt nicht wiederfindet. Eine Anfrage an die Niedersächsische Staatskanzlei blieb bisher unbeantwortet. 
•    Zum Probenbetrieb wurden am 4. Mai ebenfalls Anfragen an die BDMV (Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. - https://www.bdmv-online.de/) und an die BMCO (Bundesverband Chor und Orchester https://bundesmusikverband.de/bmco/) gestellt, von der BMCO gab es bereits eine Rückmeldung, die wir mit dem heutigen Newsletter auch veröffentlichen (https://www.nds-musikverband.de/pages/topics/stellungnahme-bundesmusikverband-chor-orchester.php).


Wir als NMV tun wirklich alles, was in unserer Macht steht, um euch zu helfen. Sehr dankbar bin ich für die großartige Unterstützung von Carsten Klein vom Blasorchester Seevetal, der sehr viel im Netz recherchiert und mich mit vielen Informationen aus den sozialen Netzwerken versorgt. Als Journalist bin ich bei vielen Aussagen natürlich erst mal etwas kritisch, weil wir es als Verband natürlich auch vermeiden wollen, Fake-News zu verbreiten. Ergänzend gibt es einen sehr engen Austausch mit dem Landesposaunenwart Reinhard Gramm, wir versorgen uns gegenseitig mit Informationen und haben uns auch zugesagt, uns zukünftig bei der Lobbyarbeit zu unterstützen. Darüber hinaus vernetzen wir uns aktuell auch eng mit den anderen Laienmusikverbänden im Landesmusikrat, um mit gemeinsamer Größe unseren Wünschen und Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen. Das gilt übrigens nicht nur für die Pandemiezeit, sondern auch für die Zeit danach, da allen Verbänden für die Zukunft vom Landesmusikrat ein besonderes Engagement für höhere Fördermittel zugesagt wurden, für die wir dann auch gemeinsam kämpfen wollen.


Aber nun zurück zur eigentlichen Thematik: Wann dürfen wir wieder proben? Nachdem in den letzten Tagen erste Statements durch das Netz kursierten, dass in Nordrhein-Westfalen ab 11. Mai der Probenbetrieb in Kultureinrichtungen unter Schutzauflagen wieder zulässig ist und in Musikschulen Ensembles mit maximal sechs Personen wieder musizieren dürfen (Quelle: https://www.land.nrw/de/pressemitteilung/ministerpraesident-armin-laschet-stellt-nordrhein-westfalen-plan-vor - Punkt Kulturangebote), wurde der Frust in Niedersachsen natürlich noch größer. Leider ist es aber so, dass jedes Bundesland in unserem föderalistischen Staat solche Entscheidungen für sich trifft und diese nicht einfach auf andere Bundesländer übertragen werden können. 
Diverse Nachfragen  bei Landkreisen in Niedersachsen nach Probenbetrieb und kleine Konzerte (beides auch open-air) in dieser Woche wurden bisher mit Verweis auf das aktuell noch bestehende Kontaktverbot explizit verboten. Wer sich darüber hinwegsetzt, muss mit entsprechenden Sanktionen und Strafen rechnen. Und sollte es tatsächlich mal eine Zusage geben, würde ich mir diese immer schriftlich (per E-Mail) bestätigen lassen. Gerade als Vereinsvorstand geht man sonst unter Umständen ein besonders großes Risiko ein. Deshalb bestärke ich hiermit noch mal die Aussage unserer Landesmusikdirektoren von der vergangenen Woche: Haltet euch an die Auflagen, auch wenn es noch so schwer fällt! Geht kein Risiko ein!


Aber nichts ist natürlich so alt wie die Entscheidung von gestern, da es mit den Lockerungen momentan im Schnellgalopp weitergeht, kann es sein, dass das, was ich hier heute beschreibe, morgen schon Makulatur ist. 


Deshalb mein Hinweis: Schaut immer in die aktuellen Verfügungen eures Landkreises, sie sind das Maß der Dinge und fragt immer wieder bei den Landkreisen nach, wann ihr wieder proben dürft. Das kann auch eine Form der Lobbyarbeit sein. Sprecht eure Bürgermeister und Landtagspolitiker auch gerne auf die aktuelle Misere an, sofern es dort Kontakte gibt. Nur so werden wir immer wieder gehört und wahrgenommen. 


Passt auf euch auf und bleibt gesund.


Euer 
Ralf Drossner
Präsident

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